Podcasts zur Ringvorlesung am tfm im Wintersemester 2015/2016

Flucht, Migration, Theater

Zeit und Ort: Mo, 18:30 – 20:00 Uhr, Hörsaal I, Neues Institutsgebäude, Universitätsstraße 7

LV-Koordination: Mag. Dr. Birgit Peter, Privatdoz.; Mag. Dr. Gabriele Christine Pfeiffer

https://www.facebook.com/events/1055289621150264/1055289631150263/

 

T E R M I N E
19.10.2015 Irene Messinger "Szenen einer widerspenstigen Zähmung. Die Grenzen der Migrationskontrolle"

Asyl und Migrationspolitik sowie rechtliche Rahmenbedingungen in österreichischer und internationaler Perspektive, Begriffe und ihre Veränderungen (z.B. "Refugee"), Theorien aus der kritischen Migrationsforschung: Autonomie der Migration

02.11.2015 Aslı Kişlal, Alev Imrak, Daniel Keberle doyçlender: almanci von Emre Akal
Eine Produktion von daskunst und diverCITYLAB in Kooperation mit WERK X

Publikumsgespräch mit der Regisseurin und mit zwei Schauspieler_innen nach der Vorstellung im Werk X Eldorado

09.11.2015 Natalie Assmann, Bernhard Dechant, Johnny Mhanna, Ahmad und Mohammed Alian "Migrantentheater - Lage(r)bericht von Assmann, Dechant und den 'Neuen'"

Geflüchtete, Künstler und geflüchtete Künstler - gefangen in einer postmigrantischen Theaterwelt zwischen politischer Inszenierung und theatralem Aktionismus

16.11.2015 Gin Müller "Grenzverletzer_innen und aktivistische sowie künstlerische Praktiken"

Deskription und Diskursivierung bestimmter Figuren wie die des Flüchtlings, des Fluchthelfers und anderer exemplarischer Grenzverletzer_innen, Beispiele von aktivistischen und künstlerischen Praktiken (zB. Refugee-Protest-Aktionen, Fluchthilfe&Du, Institut für politische Schönheit, Volxtheaterkarawane, Deportation Class campaign usw)

23.11.2015 Petja Dimitrova "Refugee Protest Camp Vienna. Kämpfe - Politiken - Bildproduktionen"

Refugee Protest Camp Vienna schrieb sich im Jahr 2012  in die Geschichte der Protest- und Wiederstandsbewegung von MigrantInnen in Österreich ein. Dabei wurden viele Misstände in der Grenz-, Asyl und Migrationspolitiken aufgezeigt und neu verhandelt: Selbstorganisierung, Selbsartikulation und Repräsenation der RefugeeaktivistInnen haben öffentliche Diskurse, Bilder und Politiken neu gezeichnet. Aus heutiger Sicht provoziert dies die Fragen, welcher Art diese beschaffen sind und in welcher Relation sie zu derzeitgen Migrationsbewegungen und Debatten stehen.

30.11.2015 Genia Enzelberger, Esther Holland-Merten "Performance Kunst & Migration"

In der Wiener Tanz-, Theater- und Performancelandschaft sind viele unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler mit den unterschiedlichsten Nationalitäten beheimatet und haben sich diese Stadt als Lebens- und Schaffensmittelpunkt gewählt. In dieser Einheit soll ein Focus auf die hiesige "Performance-Szene" gelegt werden.

07.12.2015 Julia Danielczyk "Julia Danielczyk im Gespräch mit der Schrifstellerin Julya Rabinowich"

Die Autorin Julya Rabinowich setzt sich in ihren Romanen und Dramatik insbesondere mit Flucht und Migration auseinander. Im Gespräch mit der Literatur- und Theaterkritikerin Julia Danielczyck wird Rabinowich ihren Roman "Die Erdfresserin" (2012) und die “Fluchtarien. Monolog für drei Stimmen und eine Tastatur” (Uraufführung Volkstheater, 2009) vorstellen und gemeinsam mit dem Plenum diskutieren.

14.12.2015 Peter Roessler "Theater des Exils. Rückblick und Spiegelung"

Die geschichtliche und theoretische Betrachtung von Exil kann einige Fragen aufwerfen, die zum Verständnis gegenwärtiger Erscheinungen von Flucht und Exil nützlich sein mögen. In erster Linie soll es dabei um das Exil als Folge der Vertreibung durch die Nationalsozialisten gehen. Aus einigen Phänomenen des Theaters und der Kultur dieses Exils, sowie aus Biografien von exilierten Theaterleuten und SchriftstellerInnen lassen sich dabei Themen entwickeln: Fluchtverläufe, Berichte, Aktivitäten, Programmatiken, aber auch szenische Darstellungen von Flucht. Daneben bieten sich noch andere historische Exile als Vergleich an: Etwa das tschechische Exiltheater in Wien, das unter anderem am Burgtheater in den 1970er und 1980er Jahren durch Inszenierungen von verbotenen Stücken und durch Engagements von exilierten tschechischen Theaterleuten einen Ort erhielt.

11.01.2016 Elke Krafka "Islamophobie in Europa als historisches Kulturprodukt. Theater reflektiert die propagierten Ängste der Macht"

Bis 1492 waren die Araber in Andalusien und hinterließen Wissen und Wissenschaft. Nahezu gleichzeitig expandierten die Osmanen und verbuchten Landgewinne am Balkan. Das christliche Europa schien vom Fremden überrollt zu werden. Religion, Philosophie, Literatur und Theater steuerten dagegen und betrieben (bis heute) eine Art geistige Landesverteidigung, bei der unsere europäischen Werte definiert und durchgesetzt werden.

18.01.2016 Asli Kislal "Jedem sein Flüchtling: vom tanzenden Afrikaner zum singenden Araber! - vom interkulturellen Theater zu postmigrantischen Positionen, bis hin zur Einwanderungs-Realität. 

Wie Kunst auf gesellschaftliche Realitäten und deren Änderungen reagiert oder mit einer diskriminierungskritischen Haltung reagieren sollte! Wo liegen die Diskriminierungs-Fallen (siehe: Selbstreferenzialität, Seelen-Pornografie, Instrumentalisierung der „Opfer“-Geschichten, Betroffenheits-Fallen, Blackfacing); wieweit ist political correctness ein Muss oder ab wann ist es ein Hindernis?
Das sind Fragen, die mich in meiner (Theater)Arbeit beschäftigen. Anhand aktueller und vorangegangener Beispiele werden wir (!) daher versuchen, den Diskurs für eine "neue" Sparte in der darstellenden Kunst zu öffnen.

25.01.2016 Gerald M. Bauer "Kindheit. Migration. Theater"

Kindheit als „geschuldeter“, besonderen Schutzmechanismen unterliegender Lebensabschnitt ist Betätigungsfeld der aktuellen Kindheitsforschung.
Deren aktuelle Tendenzen sollen anhand des Begriffs eines „psychosozialen Moratoriums“ (Erik. H. Erikson) einleitend dargestellt werden.
Der rechtliche Status von minderjährigen Menschen auf der Flucht erscheint juristisch durch die von allen europäischen Ländern ratifizierten UN-Kinderrechte eindeutig abgesichert; der Blick auf die gelebte Praxis wirft eine Vielzahl von Fragen auf - im Besonderen in Bezug auf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Denn hier verselbständigen sich fest verankerte Vorurteile zu Urteilen mit strafrechtlicher Konsequenz.
Wo und wie kann eurozentristische und institutionalisierte Kulturvermittlung in diesem Zusammenhang greifen? Am Beispiel von ausgewählten Texten für das Kinder- und Jugendtheater soll dieser Fragenkomplex abschließend zu hoffentlich umfassender Diskussion anregen.